Kurz zu deinem Hintergrund, welchen Stellenwert hat das Thema Klima für dich? Wie bist du auf das Thema aufmerksam geworden und wie hast du dich bislang klimapolitisch engagiert?
Clara: Das Thema Klima hatte für mich schon immer einen hohen Stellenwert. In unserer Familie waren Umweltthemen schon von früher Kindheit an immer präsent. Wir sind viel Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren und haben meistens regional bei den umliegenden Bauern eingekauft. Schon als Schülerin war ich Teil der Grünen Jugend in meinem Heimatort. Dort haben wir besonders dafür gekämpft, dass mehr Menschen auf Ökostromanbieter umsteigen. Inzwischen ist sogar die Stadt dort auf 100 % Ökostrom umgestiegen, u. a. durch unsere Anträge. Nach meinem Abitur habe ich sieben Monate lang in Indien gelebt und dort in einem Umweltprojekt gearbeitet. Insgesamt habe ich (den Flug mal rausgerechnet) in diesen Monaten wohl am klimafreundlichsten gelebt.
Im vergangenen Jahr habe ich mich dann endlich an die internationale Klimapolitik gewagt. Ich wurde Mitglied der JBZE Klimadelegation und besuchte meine ersten UN Klimakonferenzen. Auf den Konferenzen kämpfen wir insbesondere dafür, dass wir jungen Menschen stärker an den Prozessen dort beteiligt werde, wenn Entscheidungen über unsere Zukunft und die der zukünftigen Generationen gefällt werden.
Inzwischen arbeite ich an diesem Ziel zusammen mit jungen Menschen aus aller Welt, z. B. auch mit Jugendlichen aus Fidschi, einem pazifischen Inselstaat für den der Klimawandel schon jetzt existenzbedrohlich ist.
Was genau ist Klimafasten? Und wie kann man sich daran beteiligen?
Clara: Die Idee hinter dem Klimafasten ist es, während der Fastenzeit bewusst auf Konsumgüter und Verhaltensweisen zu verzichten, die das Klima belasten. Dazu gehört beispielsweise das Rad, die eigenen Füße oder öffentliche Verkehrsmittel statt Autos und Flugzeuge zu nutzen. Auch den Stromverbrauch und sonstigen Energieverbrauch bewusst zu minimieren, kann dazu gehören. Zudem lässt sich die Ernährung durch Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte leicht klimafreundlicher gestalten. Viele beschäftigen sich während des Klimafastens auch damit, ob ihr Geld von ihrer Bank anhand ökologischer und ethischer Kriterien angelegt wird.
Daran beteiligen kann sich jeder und jede. Am Anfang der Fastenzeit sollte mensch sich klare Ziele setzen, worauf genau er oder sie verzichten möchte. Im Internet gibt es Inspirationen in Hülle und Fülle. Mein Tipp: Einfach anfangen und ausprobieren!
Du hast beim Klimafasten 2018 mitgemacht. Was waren deine Erfahrungen?
Clara: Ich habe mich beim Klimafasten in diesem Jahr besonders auf meinen Konsum konzentriert. Kleidung kaufe ich sowieso nur Second hand und meine Pflegeprodukte beschränken sich inzwischen auf eine Holzzahnbürste, Zahnputztabs (plastikfrei) einen Kamm und ein Stück Seife. Es ging nun also insbesondere um meinen Lebensmittelkonsum. Einen Schwerpunkt setze ich hier auf den Verzicht auf Plastikverpackung. Auch sonst hieß die Devise: 40 Tage plastikfrei!
Wie das Glück es will, wohne ich sehr nah an einem Unverpackt-Laden, wo ich alles, was ich sonst nur in Plastik verpackt bekomme, in meine eigenen Gläser und Dosen abfüllen kann. Weil ich nur soviel kaufe, wie ich brauche, und es zusätzlich auch noch einmal in der Woche Studierendenrabatt gibt, zahle ich teilweise sogar weniger für meine Haferflocken, Nudeln etc. als im konventionellen Supermarkt. Obst und Gemüse gibt es auf dem Markt oder im Biosupermarkt unverpackt. Schwierigkeiten bereiten sich mir bei kleinen Details im Alltag. Beispielweise finde ich kein Klopapier, das nicht in Plastik verpackt ist. Auch die für mein Studium so elementaren Karteikarten gibt es nur in Plastik verpackt. Ich lebe schon fast mein gesamtes Leben vegetarisch und wenn es geht vegan. Hafer- und Mandelmilch gibt es allerdings nur in Tetrapacks mit Plastikdeckel. Zum Glück lässt sich vieles gut selbst machen (Hafermilch zum Beispiel im Blender mit Haferflocken und Wasser).
Ich bin selbst erstaunt, wie einfach es ist, ein paar Stellschrauben zu ändern und so die Plastikverpackungen fast komplett aus meinem täglichen Leben zu verbannen. Ich gebe zu, dass ich teilweise vermehrt plane, was und wie ich einkaufe. Mich freut das jedoch. Ich mache mir selbst mehr bewusst, was ich konsumiere und was ich davon wirklich brauche. Außerdem komme ich, wenn ich selbst mehr darüber nachdenke, mit den Menschen um mich herum mehr in Gespräche über mein Klimafasten. Einige haben sich mir sogar angeschlossen.
Was sagst du Leuten, die jetzt immer noch zweifeln, ob sie im kommenden Jahr selber Klimafasten sollen?
Clara: Ich habe im vergangenen Jahr viel mit Fidschianer*innen zusammengearbeitet. Während der Klimawandel für uns so abstrakt und weit weg scheint, bedroht der steigende Meeresspiegel und verheerende Wetterereignisse dort die Heimat der Menschen. Das ist auch unserem Konsumverhalten geschuldet. Es muss ein Umdenken geben und dafür müssen auch wir unser Verhalten ändern. Klimafasten bedeutet nicht zwangsläufig Verzicht, sondern vielmehr einen Gewinn an Lebensqualität durch gesünderes Essen, sauberere Luft und weniger Giftstoffe in unserem Leben.
Jeder und jede kann selbst entscheiden “wie viel” er oder sie klimafastet. Wichtig ist es einfach anzufangen (nicht nur in der Fastenzeit).
Danke für das Gespräch!
Kurzbiografie:
Clara ist 23 Jahre alt und studiert Jura in Wiesbaden. Seit Anfang 2017 ist sie Mitglied der Klimadelegation des Jugendbündnis Zukunftsenergie. Als Delegierte der Klimadelegation setzt sie sich auf den UN Klimakonferenzen für mehr Jugendpartizipation in den Prozessen dort ein. Im vergangenen Jahr organisierte sie außerdem eine internationale Jugendklimakonferenz COY13 in Bonn, an der 1300 aus 114 Ländern teilnahmen.