Als Mitglieder des Think Tank 30, gehörend zur Deutschen Gesellschaft des Club of Rome, stellen wir uns jeden Monat neuen Herausforderungen! Sechs Monate lang wollen wir uns mit möglichst vielen Mitstreitern wichtigen Nachhaltigkeitsthemen widmen und nicht nur nachdenken über Möglichkeiten nachhaltiger Lebensstile, sondern üben, üben, üben. Inspiriert wurde die Nachhaltigkeitschallenge 2014 vom Meyer&Meyer Selbstversuch, der seit Beginn des Jahres von den beiden Mitgliedern Santa Meyer Nandi und Anna Meyer umgesetzt wird. Auf www.findingsustainia.com halten die beiden ihre Erfahrungen fest. Als Think Tank 30 haben wir uns auf sechs Challenges geeinigt, die wir für besonders relevant halten und denen wir uns mit möglichst vielen Interessierten gemeinsam stellen wollen.
Ob nur an einer Challenge interessiert oder an mehreren, alles ganz nach Gusto. Es ist auch möglich nur partiell oder den Umständen entsprechend in abgemilderter Form mitzumachen. Es geht nicht darum, es perfekt zu machen, es gibt nichts zu gewinnen – auch nichts zu verlieren übrigens. Versuchen wir es einfach! Jedes Stück Fleisch, jede Flugmeile und jede eingesparte Verpackung sind ein Erfolg! Wir erwarten auch ganz konkreten positiven Impact auf unser Leben (und nicht nur auf Umwelt und Tiere): angefangen von mehr Bewusstsein, Gesundheit und dem einen oder andere Pfündchen, das purzeln wird… zwar geht es in gewisser Weise auch bei fast jeder Challenge um Verzicht, aber für uns trifft es das Schlagwort „gesunder Minimalismus“ viel besser. Gerne könnt ihr uns auch Fragen zu Tipps und Tricks stellen.
Und so haben wir uns den Ablauf vorgestellt:
Die Mai – Challenge: Bio on a Budget
Spielregeln: In diesem Monat sollte der Bio-Anteil von allem was Du kaufst und auch außerhalb isst so hoch wie möglich sein. Das ist ja schon als Challenge ausreichend, wenn Du bisher Bio noch nicht so auf dem Plan hast. Für alle anderen und um zu beweisen, dass man nicht gut betucht sein muss, um sich Bio-Lebensmittel leisten zu können, wollen wir es mit 5 Euro pro Tag und Person versuchen.
Wir sind uns relativ sicher, dass es machbar ist. Vor allem wenn man auf dem Markt regional und ohne viel Schnickschnack einkauft. Je unverarbeiteter, desto günstiger – logisch, oder? Man kann auch auf dem Markt kurz vor Schluss günstiger einkaufen oder nach nicht ideal geformtem Obst und Gemüse fragen beim Markt oder direkt beim Bauern. Brot könnte man selbst backen, etc.
Santa hat während der Meyer&Meyer Vegan Challenge ca. 20 Euro für Lebensmittel in der Woche für sich alleine ausgegeben, und das obwohl sie gar nicht versucht hat, Geld zu sparen! Ihr habt 35 Euro zur Verfügung. Als Familie geht’s noch besser.
Tipps: Großpackungen, z.B. im 2-5 kg Gebinde kann man auch gut im Reformhaus kaufen. Einfach nachfragen!
Verarbeitet alle möglichen Reste in Suppen oder Bratlinge nur gebunden mit etwas Kichererbsenmehl). Das Grün von z.B. Karotten-, Roter Beete kann man gut in Green Smoothies oder Suppen verarbeiten. Es enthält oftmals mehr Nährstoffe als das Gemüse selbst. Eine Ernährung basierend auf (vor allem regionalem) Gemüse, Kräutern (am besten wild), etwas Obst, Hülsenfrüchten und Getreide, und nur selten mal Fleisch, Eier und Milchprodukte ist günstig – und vor allem sehr gesund.
Grünzeug wie Löwenzahn (Blüten und Grün), Brennnesseln, Gänseblümchen, Bärlauch, und, und, und gibt es gratis in der Natur. Spaziergänge sind also angesagt. Sieht auch echt super in einem Salat aus und schmeckt dabei auch. Dieses Grünzeug kann auch in den Smoothie z.B mit zwei Äpfeln und man muss nicht mehr an seine 5 a day denken. Auf www.mundraub.de seht ihr auch, wo ihr etwas umsonst pflücken könnt. Kreativität lohnt sich!
Die Juni-Challenge: Kein Zeug
Reparieren, leihen, tauschen – ja! Kaufen – nein! Die Gründe liegen auf der Hand. Es gibt wirklich sehr gute Möglichkeiten, nicht zu kaufen, z.B. über Online-Plattformen wie Tauschticket und, und, und. Wir haben es selber kaum für möglich gehalten. Einige von euch haben da gewisse Bedenken geäußert. Generell ist der Kauf von Second Hand auch gegen die Spielregeln, aber wir sind da nicht dogmatisch. Wenn die Kinder Kleidung brauchen und es gerade keine Möglichkeit zum leihen oder tauschen gibt, dann geht der Flohmarkt natürlich. Man könnte ja auch alternativ ein paar Sachen selber ausmisten und abgeben. Interessant ist auch, dass man sich neue Beschäftigungen suchen muss wenn man in Innenstädten unterwegs ist. Kaffee trinken, Tagebuch schreiben und Fotos machen… so haben wir uns die Zeit vertrieben um uns von Geschäften fern zu halten. Dazu gibt es hier auch einen Joker, wenn’s brennt. Diese Challenge ist inspiriert von good matters: goods don’t.
Die Juli-Challenge: Regional, saisonal, lokal
Spielregeln: selbsterklärend, n’est-ce pas?
Erst einmal kratzt man sich da am Kopf, aber hey, unsere liebe Natur lässt uns auch in dieser Challenge nicht hängen. Es wächst einiges, es wird schmecken und keiner von uns wird hungern, auch ohne Tibetanische Goji Berries, Känguru-Steak usw. Hier auch ein Saisonkalender als gute Hilfe.
Tipps: Wie bei Bio on a Budget ist selberpflücken nicht nur gut für’s Budget, sondern auch ultra-regional. Gemüse und Obst gibt es ja vor allem in diesem schönen Monat mittlerweile gut aus der Region. Auf dem Markt ist es einfacher, regionale Produkte zu lokalisieren, aber auch Supermärkte haben Regio-Ecken. Restaurants halten auch immer mal wieder etwas bereit… ansonsten fragen. Zum Würzen gibt es z.B. Kräuter, aber das sind Details. Gibt es bei euch einen Hofladen? Das sind immer super Adressen.
Die August-Challenge: Plastikfrei
Spielregeln: keine Plastikverpackung, das schließt alle Bereiche wie Ernährung, Kosmetik und Konsum ein.
Ja, Plastik ist überall, anscheinend ist es nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für unsere Gesundheit: Bisphenol A – you suck! Aber es geht wirklich ohne, angefangen von Georg’s Soulbottle o.a., die man immer mitnimmt und auffüllt, oder Kosmetik, die man entweder selbst einfach herstellt (ohne Zusatzstoffe, die Gesundheit dankt es einem). Der Auftaktartikel von Anna und Santa zu dieser Challenge bietet viele gute Tipps und Tricks. Es gibt auch richtig gute Bambus-Zahnbürsten ohne Plastik, waschbare „Wattepads“ und das gute Toilettenpapier von Thomas – wir haben es schon für euch und die Welt ausprobiert.
Die September-Challenge: Vegan – vegetarisch
Ja, es ist erst einmal ein kleiner Schock, aber, wenn ihr es versucht, kann es ein richtiger Mind-Opener sein. Promise!
Tipps: Wusstet ihr, dass man super einfach vegane Pfannkuchen, einfach nur mit Mehl, Wasser und Kichererbsenmehl (zum binden) machen kann? Und wie klingen für euch Rosmarin-Knoblauch-Ofenkartoffeln oder Ofengemüse mit einem bunten Salat? Müsli schmeckt auch gut mit Hafermilch. Buchweizen, Vollkornreis (am besten aus Italien) und Hülsenfrüchte sind gut als Beilage oder z.B. in Bratlingen, Suppen und Salaten. Es kommt wie immer auf die Würze an. Good stuff = frische Kräuter, Zwiebeln und Knoblauch (gut angebraten, sonst küsst sich´s nicht so gut). Schmecken auch grandios in jedem herzhaften Gericht.
Ein mit B12 versetzter Hefeaufstrich oder Bierhefe sind wichtig, wenn man längerfristig vegan sein möchte, da über pflanzliche Ernährung B12 nicht so gut aufgenommen werden kann. Ansonsten esst viel frisch und roh, lasst den Teller bunt aussehen, verwendet Kerne und Nüsse und ihr werdet euch wundern, wie gut es schmeckt und tut. Wenn ihr darüber hinaus Weißmehl und Zucker reduziert oder weglasst, kann die vegane Zeit ein Detox-Programm für euch sein, ohne zu hungern.
Außer Haus ist es ein wenig schwieriger, unsere Welt ist doch noch ziemlich auf tierisches Essen fixiert. Daher ist es wichtig, immer etwas mitzuhaben, sei es einen Snack, ein Brot mit einem von tausend guten Brotaufstrichen aus dem Bioladen, von dm oder dem Reformhaus oder einer Lunchbox. Bento-boxes are trendy. . Hungrig zu sein, kann einen richtig nerven und die veganen Alternativen wie Brot oder Pommes Frites auf Konferenzen oder in bestimmten Restaurants können langfristig schon richtig nerven. Asiatische Restaurants machen es einem da leichter. Es gibt aber in den meisten Städten mittlerweile gute vegane Adressen – vor allem für euch glückliche Berliner.
Die Oktober-CO2– Challenge
Spielregeln: 2,7 Tonnen CO2 geteilt durch 12 haben wir diesen Monat zur Verfügung, also genau der Satz, der uns eigentlich zustehen würden. Der Durchschnittsdeutsche verbraucht über 10 Tonnen. Einige von uns durch Mobilität vielleicht sogar mehr.
Tipps: Für die von euch, die alle Challenges mitgemacht haben, wird das ein Leichtes sein. Rechnet doch mal euren Footprint durch (zum Beispiel auf der UBA-Seite) und schaut, welche Problemzönchen es bei euch gibt. Eine Ernährungsform, bio natürlich, die tierische Produkte wenig bis gar nicht einschließt, ist zum Beispiel sehr gut für’s Klima. Wenn man dann noch auf Regionalität achtet und Verpackung vermeidet, dann verdient man einen Orden. Man kann’s kaum besser machen, ohne als Eremit zu leben. Wenig und vor allem langlebige Produkte zu kaufen (und zu behalten) sind auch Top. Gut ist, wenn’s geht, Produkte zu kaufen, die so nah wie möglich und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind. Plastik sollte man so gut wie möglich vermeiden. In Sachen Mobilität läuft oder radelt man am besten viel, gibt der guten alten DB den Vorzug vor Easyjet und Co. Naja, ihr wisst schon.
Finally, wir sind keine Dogmatiker und erteilen keine Strafen – ehrlich nicht. Falls euch während der Vegan-Challenge ein Geburtstagskuchen mit Eiern und Milchschokolade gebacken wird oder was auch immer mal passiert. Ausnahmen sind kein Drama. Es geht uns vor allem um veränderte Alltags-Entscheidungen. Macht mit, so gut ihr könnt. Das Ganze soll Spaß machen und auf die eine oder andere Weise “nachhalten”, wir meinen, post Challenge. Gutes Karma gibt es obendrein.